Eine vor kurzem von Frauenärzten aus China im American Journal of Obstetrics & Gynecology veröffentlichte Studie gibt erstaunlich eindeutig Auskunft über den Vergleich zwischen Wunschkaiserschnitt und natürlicher Geburt: Der geplante Eingriff ist für das Kind einfach sicherer.

Im einzelnen sehen die Vorteile für die neugeborenen Kinder so aus: Sie müssen signifikant weniger Geburtsverletzungen befürchten, deutlich weniger neonatale Infektionen am Anfang der Neugeborenenphase, ebenfalls statistisch signifikant weniger Gehirnschäden aufgrund von Sauerstoffmangel unter der Geburt (ischämische Asphyxie) und schließlich kommt das Einatmen von Kindspech oder kindlichem Stuhl mit all den Gefahren für die Lunge und die Gesundheit des Babys (Mekonium-Aspirations-Syndrom)auch deutlich seltener vor.
Zwar gibt es bei den Kaiserschnittgeburten häufiger Atemprobleme bei den Kindern, aber nur dann, wenn sie zu früh geholt werden (was leider ein Teil der Eltern wünschen, um einen bevorzugten “Geburtstag” festlegen zu können). Für diejenigen unter den Kaiserschnittkindern, die in der 39. und 40. Schwangerschaftswoche geboren wurden, glichen sich diese Unterschiede wieder aus. Das bestätigen auch Studien aus Europa.

Die Studienautoren betonen, dass Kaiserschnittrisiken dann steigen – und das belegt die Studie eindrucksvoll – wenn der Kaiserschnitt als Rettungsmaßnahme während einer vaginalen Geburt vorgenommen wird, weil diese doch nicht so unproblematisch läuft wie geplant. Gefährlicher noch sind Saugglocken- oder Zangengeburten, sowohl für die Mutter wie für das Kind.

Insgesamt bezog sich die Analyse auf 66.226 Geburten, alle Mütter waren Erstgebärende, Mehrlinge waren ausgeschlossen. Die Gruppe der Wunschkaiserschnitte wies zudem manche Parameter auf, die im Hinblick auf die Ergebnisse eigentlich von Nachteil waren: Die Frauen, die den Kaiserschnitt wählten, waren eher übergewichtig, hatten eine sexuell übertragbare Krankheit oder eine andere Erkrankung. Diese Bedingungen verschlechtern per se das Outcome, so dass die Vorteile des Kaiserschnitts vermutlich sogar unterschätzt wurden in dieser Studie. Außerdem wählten eher solche Mütter den Kaiserschnitt, deren Kinder im Durchschnitt deutlich größer waren oder nach künstlicher Befruchtung gezeugt wurden. Auch diese Umstände erschweren eine Geburt und bergen Gesundheitsrisiken, so dass auch deshalb zu erwarten ist, dass bei echter Vergleichbarkeit der beiden Gruppen die Ergebnisse noch einmal deutlicher zugunsten des Kaiserschnitts ausgefallen wären.

Für die Mütter sind keine Nachteile zu befürchten. Es gab nicht mehr Thrombosen unter den Kaiserschnittmüttern, obwohl dem Kaiserschnitt oft angelastet wird, er würde das Risiko dafür erhöhen. Schwere Blutungen waren gleich selten in beiden Gruppen, aber leichtere Blutungen kamen öfter nach vaginaler Geburt vor. Was Organverletzungen angeht, die ohnehin nur im Promillebereich lagen, so wies die Kaiserschnittgruppe zum Beispiel infolge der Operation nicht mehr Verletzungen auf, als die Frauen nach vaginaler Entbindung, die insbesondere Zerreißungen und Fisteln im Beckenbodenbereich betrafen. Hier bleibt die Studie im vagen, womöglich wurden auch nicht alle Beckenbodenschäden detailliert – zum Beispiel mit Ultraschall – erfasst. Andere Studien deuten daraufhin, dass in diesem Punkt die vaginale Geburt eindeutig und auch langfristig nachteilig ist für die Frauen.
Es gibt mithin immer noch keine echte Vergleichsstudie zwischen einem Kollektiv von gesunden Frauen, das den Kaiserschnitt wählt, und einem, das es auf natürlichem Wege versucht. Aber: Immer mehr Studien weisen in die gleiche Richtung, dass nämlich die geplante Kaiserschnittgeburt sicherer für das Kind ist.

Quellen:

Liu X, et al: Caesarean delivery on maternal request in China: what are the risks and benefits? American Journal of Obstetrics & Gynecology 2015;212(6):817e1-9  http://www.ajog.org/article/S0002-9378(15)00099-X/fulltext