Der Epi-No ®-Beckenbodentrainer hält nicht, was er verspricht. Das Training mit dem aufblasbaren Ballon vor der Geburt soll die Rate an Episiotomien oder Dammschnitten senken, die Geburt insgesamt erleichtern und beschleunigen und vor Geburtsverletzungen am Damm schützen. Das gelingt nicht, wie eine aussagekräftige internationale Studie mit Teams aus Malaysia, Groß-Britannien und Chile zeigt, die von der zur Universität Sydney zugeordneten Klinik in Nepean koordiniert wurde.

Ein Team um I Kamisan Atan hat 504 Frauen im Abstand von 5 Monaten nach der Geburt mittels 4D-Ultraschall im letzten Drittel der Schwangerschaft und dann 3 bis 6 Monate nach der Geburt untersucht. Sie wurden zufallsverteilt 2 Gruppen zugeordnet – solche die mit dem Epi-No ® trainierten und solche ohne eine entsprechende Vorbereitung. Es handelt sich bei dem Trainer der Münchener Firma Tecsana um einen Siliconballon, der durch Aufblasen vergrößert werden kann. Theoretisch soll die immer weitere Dehnung der Scheide vor der Geburt die Geburtswege vorbereiten. Es zeigte sich bei der Nachuntersuchung, dass das Training mit dem Epi-No ® keinen Unterschied machte: Weder gab es weniger Abrisse des Levator ani (das ist der tragende, wichtigste Beckenbodenmuskel), noch weniger Verletzungen des Schließmuskels am Enddarm (Analsphinkter). Auch die Zahl der Dammrisse war gleich und lag bei beiden Gruppen um die 50 Prozent. Tendenziell war sogar die Rate schwerer Defekte am Analsphinkter erhöht. Der Gebrauch des Trainers ist mithin keineswegs risikolos.

Bedenkenswert sind die Schäden, die durch verlässliche Ultraschalluntersuchungen festgestellt wurden. In der Trainingsgruppe und in der Kontrollgruppe traten bei 19 bzw. 14 Prozent Abrisse des Levator auf, oder Überdehnungen oder erhebliche Mikroverletzungen in der Muskulatur. Insgesamt traten laut Ultraschall Verletzungen des Darmschließmuskels in 17,6 Prozent der Fälle auf. Die hohe Zahl erklären die Autoren damit, dass diese Verletzungen häufig übersehen werden, wenn nicht geschulte und geübte Geburtshelfer mit Ultraschall ganz genau untersuchen. Das gilt noch viel mehr für das Levator-Trauma. Es ist ohne Bildgebung, spricht Ultraschall, mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen und wurde daher bislang häufig übersehen.

In einem Kommentar zu dieser Studie schreibt der US-amerikanische Arzt Dr. A M. Weber, dass diese wichtige Beiträge liefere, vor allem deutlich mache, wie wenig man die Beckenbodenschäden vorhersehen könne. Er hebt hervor, dass wieder einmal deutlich würde, wie sehr Beckenbodenschäden unter einer vaginalen Geburt unterschätzt würden.

Quellen:

1. Kamisan Atan I, et al: Does the Epi-No® birth trainer prevent vaginal birth-related pelvic floor trauma? A multicentre prospective randomised controlled Trial. BJOG (online) 29. Februar 2016 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1471-0528.13924/full

2. Weber AM: The Epi-No ® birth Trainer does not prevent birth trauma. BJOG (online) 29. Februar 2016 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1471-0528.13923/abstract