In vielen Ländern der Welt, insbesondere in den Industrienationen Europas sowie in den USA und Australien sind fast die Hälfte aller Schwangeren übergewichtig. Dann ist das Risiko für Mutter und Kind, unter einer natürlichen Geburt Schaden zu nehmen, merklich erhöht. Aber was hilft wirklich, dies zu vermeiden? Schulung und Gewichtskontrolle jedenfalls nicht, wie jüngste Beobachtungen leider zeigen.

Übergewichtige und adipöse Schwangere haben erhöhte Risiken. Sie entwickeln eher einen Schwangerschaftsdiabetes und zu hohen Blutdruck mit der Gefahr eine Eklampsie. Dann drohen Krampfanfälle. Aber auch eine zu großes Kind (Makrosomie) ist bei diesen Müttern ein Problem, das macht die Geburt risikoreicher, den Beckenbodenschaden (und Dammschnitt) wahrscheinlicher, außerdem kann das Kind stecken bleiben (Schulterdystokie), wenn die Wehen der Gebärmutter es nicht schaffen, das die Schulter herauszudrücken.

All dies wird leider allzu oft herunter gespielt und es kommt der vage Hinweis auf Gewichtsreduktion vor bzw. das Verhindern von zu starker Gewichtszunahme während der Schwangerschaft. Da machen sich jedoch viele, die die Schwangeren betreuen, etwas vor. Denn so einfache Hinweise, wie etwas sich selbst regelmäßig zu wiegen oder den Lifestyle anzupassen bringen den Schwangeren und den Kindern nicht: Die Geburtskomplikationen werden nicht weniger, das zeigt eine Studie aus Australien, die im “British Journal of Obstetrics and Gynaecology” veröffentlicht wurde.

Auch die “Norwegian Fit for Delivery” bestätigt, wie vergeblich solche Ratschläge sind, etwa um das “Bewusstsein” für gesundes Essverhalten zu wecken. Oder zweimal pro Woche ein Fitnessstudio besuchen – auch dies erwies sich als wenig zielführende Maßnahme, um etwa für die Zeit nach der Schwangerschaft das Gewicht in Schach zu halten. Aber wichtiger noch ist der Befund, dass dadurch ebenfalls die Geburtsrisiken für Mutter und Kind nicht gemindert wurden: Weder senkten die Maßnahmen die Rate an überschweren Kindern (Makrosomien). Die Mütter hatten trotz ihrer Bemühungen nicht seltener überhöhte Blutzuckerspiegel. Es gab nicht weniger Interventionen unter der Geburt, nicht weniger Geburten mit Zange oder Saugglocke und auch nicht weniger Kaiserschnitte.

So what? Auch zahlreiche andere Studien, die von den Autoren zitiert werden, zeigen, dass solche Interventionen meist keinen und wenn überhaupt nur mäßigen Erfolg haben. Ja, es gibt sogar Hinweise, dass die Schwangeren unter Umständen trotz ihrer Anstrengungen schlechter abschneiden. Man kann nur vermuten, dass es vielleicht der Stress ist, der letztlich das Gegenteil von der erhofften Gewichtsabnahme bewirkt.

Wenn über hohe Kaiserschnittraten diskutiert wird und der Hinweis kommt, dass heute viele Frauen mit mehr Risiken und Belastungen in die Geburt gehen, wird dies häufig von Kaiserschnittgegnern damit abgetan, man könne hier schließlich präventiv tätig werden. Das ist eben leichter gesagt als getan, ist die Botschaft solcher Studien. Man gibt den Schwangeren, die vielleicht über einen Kaiserschnitt reden möchten, ein paar gute Ratschläge und hofft, damit sei die Sache erledigt. Am Ende haben solche Frauen operative Vaginalgeburten mit erheblichen Beckenbodenschäden zu gewärtigen, die Kinder können wegen einer Schulterdystokie in Schwierigkeiten kommen. Die Zahl der übergewichtigen und adipösen Schwangeren ist so groß, dass man die damit verbundenen Geburtsrisiken einfach nicht mehr ignorieren oder mit “Tipps zur Prävention” klein reden sollte.

Quellen:

Berggren EK: Gestational weight gain: ‘tipping the scales’ in favour. BJOG (online) 18. Januar 2016 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1471-0528.13890/full

Sagedal LR, et al: Lifestyle intervention to limit gestational weight gain: the Norwegian Fit for Delivery randomised controlled Trial. BJOG (online) 20. Januar 2016 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1471-0528.13862/abstract

Einzelheiten über die Studie sind hier beschrieben: Study protocol: fit for delivery – can a lifestyle intervention in pregnancy result in measurable health benefits for mothers and newborns? A randomized controlled Trial http://bmcpublichealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/1471-2458-13-132