Frühgeburten sind weltweit die Todesursache Nummer 1 bei der Kindersterblichkeit. Extrem früh geborene Kinder machen zwar nur 5% der Frühgeburten aus, werden aber mit gesundheitlichen Hypotheken für ihr weiteres Leben geboren, die einen Großteil kindlicher Gesundheitsschäden ausmachen. Frühgeburten liegen häufig in Beckenendlage, unter denen zwischen der 22 und der 28 Woche sind dies ein Drittel aller Babys. Werdende Mütter sollten beraten werden, dass in diesen Fällen der Kaiserschnitt das geringste Risiko für das Kind bedeutet.Vielen denken, da die oft auch sehr kleinen Babys mit geringem Geburtsgewicht eine viel einfachere natürliche Geburt erbmöglichen. Weit gefehlt, wie jetzt eine neue Untersuchung aus Kanada zeigt – auch diese Kinder profitieren in punkto Sicherheit vom Kaiserschnitt.
Schon der so genannte “Term Breech Trial” hatte 2004 gezeigt, dass es für Beckenendlagenkinder sicherer ist, wenn sie per Kaiserschnitt in die Welt geholt werden. Diese Studie ist zwar angefeindet worden, sie sei methodisch nicht gut gemacht gewesen. Aber eine weitere Studie, die rund zehn Jahre später veröffentlicht worden ist, hat die Ergebnisse bestätigt. Hier im Blog vom 26. August 2015 kann man das unter dem Titel: Beckenendlage: “Die Wahl fällt nicht mehr schwer” nachlesen. Nun drehen sich Kinder immer noch in der späten Schwangerschaft und die von Körpergröße her kleinen und oft untergewichtigen Frühgeborenen liegen zu einem erheblichen Teil in Beckenendlage – in bis zu 35% der Fälle. Wenn sie mittels Kaiserschnitt entbunden werden, reduziert dies für den Fall, dass die Kinder wiederbelebt werden müssen ihre Sterblichkeit um 41%. Zusätzlich verhindert man damit das Risiko für Hirnblutungen um 49%. Für Einblutungen in die Gehirnsubstanz sind Frühgeborene besonders anfällig und daraus resultieren oft schwerste Behinderungen für das gesamte weitere Leben.
Die kanadischen Forscher haben hierfür 15 Studien mit 12335 Kindern zur Analyse ausgewählt. Sie haben all jene Fälle untersucht, in denen die Frühgeborenen so sehr beeinträchtigt waren, dass sie unmittelbar nach der Geburt wiederbelebt, reanimiert werden mussten. Und am meisten profitierten die ganz jungen Frühgeborenen. Das widerlegt die Vorstellung, dass die ganz kleinen und damit oft auch sehr schmächtigen Babys es bei der Geburt einfacher haben, da sie leichter durch den Geburtskanal kämen. Das ist aber wohl nur vermeintlich so und zeigt einmal mehr, dass die rein mechanischen Vorstellungen oft eben keine ausreichende Erklärung bieten.
Klar ist, dass Schwangere und ihre Partner/Innen dies wissen sollten. Denn wenn eine Frühgeburt droht, so haben Mutter und Kind schon genug Schwierigkeiten zu bewältigen. Man sollte alles anbieten, dass die Komplikationen für das Kind möglichst klein hält.
Quellen:
Grabovac K, et al.: BJOG (online) 3. Nov. 2017
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1471-0528.14938/full
https://www.mein-wunsch-kaiserschnitt.de/2014/08/26/neuer-blog-artikel/
https://www.medscapemedizin.de/artikel/4902499
Vlemmix F, et al: Acta Obstet Gynecol Scand (online) 11. August 2014 https://dx.doi.org/10.1111/aogs.12449
Hannah ME, et al: Lancet 2000;356(9239):1375-1383 https://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(00)02840-3