Ich wünsche den Leserinnen und Lesern des Blogs alles erdenklich Gute für das Jahr 2025. Ich darf gleich eine hoffnungsfroh stimmende Nachricht übermitteln – es gibt vermehrte Anstrengungen, die Situation der von Beckenbodenschäden Betroffenen zu verbessern. Hier ein Aufruf eines Expertenteams von deutschen Urogynäkologinnen und Urogynäkologen zur Mithilfe. Ich bitte alle, die selbst betroffenen sind, herzlich, hier zu unterstützen. Das kann sofort oder auch noch Wochen später sein. Ich würde updaten, wenn die Aktion beendet ist. Es ist so wichtig diejenigen, die sich um Verbesserungen bemühen, durch möglichst viel Feedback zu motivieren, sich weiter zu engagieren. Viele Betroffene kennen die Unterzeichnenden. Es wurde extra eine Email-Adresse eingerichtet, damit man einfach antworten kann. Frauen, die mitmachen möchten, können nur die 5 Fragen beantworten, oder nur eigene Fragen formulieren, oder beides, oder zusätzlich den Fragebogen durchgehen.
Und PS: Aufgrund etlicher Nachfragen aus der Facebookgruppe möchte ich bekräftigen, dass es sich um eine absolut seriöse Adresse handelt. Viele kennen die hier verantwortlichen Urogynäkologinnen und Urogynäkologen bereits mit Namen. Insofern sollte man sich nicht von der gmx Mailadresse abschrecken lassen.
Liebe von Beckenboden-Schäden nach Geburt betroffene Patientinnen,
wir wenden uns hier mit einer Aktion zur Verbesserung der Versorgung von Beckenbodenpatientinnen direkt an Sie alle. Es ist eminent wichtig, Ihre Bedürfnisse genau zu verstehen – und dies geht am besten, wenn Sie selbst Ihre Beschwerden schildern. Unser Ziel ist es, mit Hilfe der daraus gewonnenen Erkenntnisse die vorhandenen Therapien besser einzusetzen – und nicht zuletzt, neue Behandlungsverfahren zu entwerfen.
Seit vielen Jahrzehnten ist bekannt, dass sich vaginale Geburten auf den weiblichen Beckenboden auswirken. Dank der Forschungsanstrengungen der letzten Jahrzehnte kamen zahlreiche neue Erkenntnisse hinzu. Unter anderem stehen Defekte an der Muskulatur des Beckenbodens im Fokus, die durch Bildgebung (Magnetresonanz-tomografie/Kernspin oder 3D-Ultraschall) sichtbar gemacht werden können.
In den letzten Wochen haben wir uns als Projektgruppe der Arbeitsgemeinschaft Urogynäkologie und Beckenbodenrekonstruktion (AGUB) im deutschsprachigen Raum ausgetauscht und beschlossen, die Anstrengungen für weitere Forschungsvorhaben zu bündeln. Wir möchten Ihnen als Betroffene ein erstes, wichtiges Projekt vorstellen, für das wir Ihre Mithilfe benötigen: Es geht darum, die Diagnostik und die Aussagekraft von Fragebögen zu verbessern. Hier gibt es bereits etablierte Fragen nach Beeinträchtigungen etwa durch Harn- und Stuhlinkontinenz, Senkungs- bzw. Prolaps-Beschwerden und den Auswirkungen auf die Sexualität (s. Link zum Beckenbodenfragebogen unten). Jetzt möchten wir mit dem neuen Projekt herausfinden, ob wir einige Fragen nach Funktionsstörungen der Beckenbodenmuskulatur (unter anderem des Levators) eventuell exakter oder ganz neu formulieren sollten. Die von uns nachfolgend vorgeschlagenen Fragen (deren Aussagekraft wir dann in weiteren Schritten überprüfen wollen) lauten so:
Frage 1:
Haben Sie nach der Geburt eine Art von Instabilität am Beckenboden bzw. am Schambein beim längeren Gehen oder Stehen bemerkt? (Stichwort: Stabilität)
Frage 2:
Haben Sie nach der Geburt nach längerem Stehen oder Belastung eine Art Muskelkater oder Muskelschmerz am Beckenboden bemerkt? (Stichwort: Muskelschmerzen)
Frage 3:
Bemerken Sie den Abgang von Luft aus der Scheide bei Bewegung, was umgangssprachlich auch als „Luftpupsen“ bezeichnet wird? (Stichwort: Kolpophonie)
Frage 4:
Besteht aus Ihrer Sicht ein erkennbar deutlicher Unterschied zwischen Ihren Senkungsbeschwerden und dem diagnostizierten gynäkologischen Untersuchungsbefund? (Stichwort: subj.-obj. Diskrepanz)
Frage 5:
Trat nach der Geburt im Zusammenhang mit einem Senkungsgefühl oder auch isoliert eine Stuhlentleerungsstörung auf? Müssen Sie durch Druck auf den Damm den Stuhlgang unterstützen? (Stichwort: Defäkationsstörung durch Dammsenkung) oder müssen Sie durch Druck von der Vagina her den Stuhlgang unterstützen? (Stichwort: Rektozele)
Und schließlich eine Bitte, auf die es uns besonders ankommt:
Bitte formulieren Sie gerne eigene Fragen bzw. ein für Sie typisches Symptom, das bisher noch nicht abgefragt wird, aber Ihre eigenen Beschwerden beschreibt. Unten verlinkt finden Sie den Beckenbodenfragebogen für schwangere und postpartale Frauen, der schon spezifisch mit den Frauen entwickelt wurde. Sie können in das Formular auch Ihre Verbesserungsvorschläge, Umformulierungen und weitere Fragen einfügen. Sie können gerne die von uns formulierten Fragen oder auch die im bestehenden Fragebogen verändern und weitere Vorschläge machen.
Für Ihre Mitarbeit (gerne völlig anonym, wenn Sie möchten) sind wir Ihnen sehr dankbar und möchten gerne auch in der Zukunft in engem Austausch bleiben. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag, die Beschwerdebilder nach der Geburt besser verstehen zu lernen und die Therapien zu verbessern.
Ihre AGUB-Projektgruppe – Kaven Baessler, Stefan Albrich, Tom Fink
Bitte schicken Sie Ihre Antworten / Anregungen an: Levatorstudie@gmx.de. Den Fragebogen, wie er bisher zur Abklärung von Beckenbodenbeschwerden in der Schwangerschaft und nach Geburten verwendet wird, finden Sie hier 10-1055-s-0043-102693-sup_gf2876753_de.pdf. Die Publikation zu diesem Fragebogen finden Sie hier: Thieme E-Journals – Geburtshilfe und Frauenheilkunde / Volltext