Ich bin Physiotherapeutin und hatte keine Ahnung!

Eigentlich sollte eine Frau, die eine anspruchsvolle Ausbildung in einem der wichtigsten Gesundheitsberufe – Physiotherapie – absolviert hat, gewappnet sein, wenn so ein wichtiges Ereignis wie eine Geburt ansteht. Eigentlich müsste „frau“ dann in ihrer Ausbildungszeit etwas über die Geburt, ihre  Risiken und ihre Spätfolgen gelernt haben. Von wegen: Ich bin Physiotherapeutin und ich hatte keine Ahnung! So saß ich ungläubig und abwesend den Urogynäkologinnen und Urogynäkologen gegenüber, als diese mir meine Diagnose verkündeten: Gebärmutter- sowie Blasensenkung! Ich bin 33 Jahre alt, ich habe einen Beruf, der mich körperlich fordert, ich weiß, wie wichtig physische Fitness und ein funktionierender Muskel- und Bindegewebsapparat sind. Und jetzt weiß ich, dass zentrale Stellen meines Körpers schon eine Schwäche aufweisen, die nur mit großer Disziplin in den Griff zu kriegen ist.

Wie es dazu kam:

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Universitätsmediziner wollen, dass Frauenärzte über Geburtsrisiken aufklären

Zum Beginn des Jahres 2021 ist ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg zur Aufklärung über Geburtsrisiken erreicht: In der Zeitschrift “Frauenheilkunde und Geburtshilfe”, erschienen im Januarheft dieses Jahres, wurde von Ärzten und Wissenschaftlern der Universitätsklinik Tübingen ein für deutsche Frauen eminent wichtiger Artikel verfasst mit dem Titel: “Vaginale Geburt und Inkontinenz – ist eine Aufklärung über dieses Risiko vor Geburt zielführend?” Bis auf einige Punkte kann man sagen: Das ist ein Riesenschritt vorwärts. Denn die Tatsache, dass Vertreter einer Universitätsklinik diese Frage zum Thema machen, ist schon bemerkenswert. Es bedeutet nämlich, dass man einsieht, man kommt am Thema Beckenbodenschaden bei natürlichen Geburten nicht mehr vorbei. Da steht dann so ein Satz wie: “Mit der Möglichkeit einer temporären und anhaltenden Inkontinenz in Folge von geburtsassoziierten Beckenbodenverletzungen – insbesondere auch bei langen Geburtsverläufen und dem Einsatz vaginal-operativer Verfahren – muss diskutiert werden, ob die vaginale Geburt in jedem Fall den idealen Geburtsmodus darstellt.” Das ist nicht besonders schön formuliert aber richtig: Da bei einer natürlichen Geburt die reale Gefahr einer vorübergehenden oder gar bleibenden Blasenschwäche gegeben ist, muss (!) diskutiert werden, ob es in jedem Fall ideal ist, natürlich zu gebären. Und auch auf den folgenden Satz hat man in der deutschen Geburtshilfe lange warten müssen, aber jetzt steht er da – und kein Frauenarzt kann mehr sagen, er habe es nicht gewusst: “Die moderne personalisierte Medizin hat auch in der Geburtshilfe Einzug gehalten: In der Praxis begegnen Hebammen und Geburtshelfer mündigen Frauen, die im Sinne der Förderung einer möglichst selbstbestimmten Geburt bezüglich der Geburtsmodi umfassend aufgeklärt werden wollen, was die realistische Darstellung von möglichen Risken der vaginalen Geburt miteinschließen muss.” 

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Deutsche Experten: Es gibt eindeutig Risikofaktoren für Beckenbodenschäden bei natürlicher Geburt

Viele Frauen melden sich über das Kontaktformular dieses Blogs bei mir, wenn Sie vor ihrer Geburt Bedenken bekommen. Sie lesen von Risiken für ihr Baby und für sich selbst, sie haben von Freundinnen, von ihrer Mutter oder Tanten gehört, dass eine natürliche Geburt nicht immer so ideal verläuft, wie das an den Informationsabenden der Kliniken geschildert wird. Dann möchten Sie mit Arzt/Ärztin und Hebamme im Geburtsvorbereitungsgespräch ihre Bedenken vortragen und fragen, ob womöglich Vorsicht geboten sei. In vielen Fällen werden ihre Befürchtungen nicht ernst genommen, sie werden abgebügelt, oft heißt es: “Sie haben Angst, das ist verständlich, aber die Angst lässt sich weg therapieren”. Im Nullkommanichts haben sie eine Überweisung für Psychotherapie in der Hand. Vorsichtige Schwangere, die Bedenken anmelden, werden damit zu neurotischen Zicken, deren überängstliche Psyche man ein wenig aufpäppeln muss.

Nun, dann sollte man Argumente haben – und hier sind sie. Ich mache hier auf eine Veröffentlichung aufmerksam, die einer Vielzahl von Schwangeren Recht gibt. Ein Papier, das eigentlich sogar Frauenärzte, Ärztinnen und Hebammen dazu zwingt, die Schwangeren über ihre erhöhten Risiken aufzuklären. Es ist ein offizielles Statement, von deutschen Experten verfasst – ein erster, wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es erschien, das freut mich doch immens, einige Zeit, nachdem ich im Deutschen Ärzteblatt meinen Appell “Besser als bisher über Risiken vaginaler Geburten aufklären” veröffentlicht hatte.

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Ein Plädoyer für die Aufklärung: Schäden am Beckenboden nach einer natürlichen Geburt

Aus aktuellem Anlass stelle ich hier meinen Power-Point-Vortrag online, den ich am 13. Juli in Ulm gehalten habe. Es ging um eine Pro- und Kontra-Debatte auf den 16. Süddeutschen Fortbildungstagen für Frauenärzte. Mein Part war, für eine Aufklärung der Frauen darüber zu plädieren, was ihrem Beckenboden bei einer natürlichen Geburt widerfahren kann. In der Kürze der Zeit – man hat nur etwa 10 Minuten zum reden – konnte ich nicht alle Aspekte ausführlich behandeln, daher die Beschränkung auf wichtige Risikofaktoren. In diesem Vortrag werden viele neue Studien erwähnt, die ich für extra dafür gesichtet und gesucht hatte. Einige davon werde ich im Blog noch genauer erklären, aber wer schon einmal ein Quintessenz jüngster wissenschaftlicher Daten zum Thema Inkontinenz, Prolaps, Geburtsgewicht des Kindes und Alter der Mutter sucht, findet sie hier.

Vortrag Ulm, 13. Juli 2019:

Download der Powerpoint Präsentation hier: “Vaginale Geburt – Bald aufklärungsbedürftiges Risiko für den Beckenboden?”