von Martina Lenzen-Schulte | Jan 13, 2023
Frauen, die mit Beckenbodenschäden zu kämpfen haben, kämpfen nicht selten an vielen Fronten. Denn die Organe da unten können nicht nur undicht werden – Stichwort Inkontinenz -, sie können nicht nur nach unten sacken – Stichwort Prolaps (Gebärmuttervorfall) und Zelen (Darmvorfall, Scheidenvorfall) – sie können sich auch entzünden. Vor allem bei der Frau, da im Bereich von Harnröhrenöffnung bis Anus per se schon jede Menge Bakterien angesiedelt sind, gute wie schlechte. Zudem ist die Harnblase der Frau ohnehin stark gefährdet für Blasenentzündungen, ihr Damm ist nämlich sehr kurz, der Darmausgang liegt nicht weit entfernt. Darmbakterien gelangen also eher mal in die Blase, und Darmbakterien sind der Hauptauslöser für Blasenentzündungen. Hinzu kommt eine unglückliche Konstellation für Frauen mit Geburtsschäden: Wer nach einer Geburt urininkontinent ist, versucht – oft unbewusst – weniger zu trinken, um nicht so oft auf die Toilette zu müssen. Außerdem wird “frau” dann öfter vorsorglich zum Wasserlassen gehen, um ja nicht von einer zu großen Urinmenge mal beim Niesen oder Heben überrascht zu werden. Infolgedessen wird die Harnblase seltener von großen Urinmengen “durchgespült”. Das wiederum ist eigentlich die Vorbeugung und Therapie für diejenigen, die das vermeiden oder im Falle des Falles behandeln wollen. Ein Dilemma also. Es gibt jedoch Lösungsansätze.
(mehr …)
von Martina Lenzen-Schulte | Nov 7, 2020
Wir hatten das Thema schon im April: Zahlreiche Studien versuchen geradezu krampfhaft, den Zusammenhang zwischen Beckenbodenschäden und Beschädigung des sexuellen Erlebens einer Frau zu leugnen. Dabei zeigt sich nicht nur, dass die Frauen – natürlicherweise – weniger Lust empfinden, wenn sie in jener Region eine Verletzung erlitten haben oder beschädigt wurden. Es ist eben eine enorm wichtige erogenen Zone, die für den Sex so eine große Rolle spielt. Defekte und Verletzungen kann es am Scheidenausgang geben, im Bereich der Schamlippen und der Klitoris, am Ausgang der Harnröhre und des Darms oder in der Muskulatur, die alles trägt und in Form hält. Es kann sein, dass eine Frau sich zu sehr gedehnt fühlt, dass ihr Narben vom Dammriss oder vom Dammschnitt Schmerzen bereiten, dass sie sich schämt, weil sie sich beispielsweise wegen des unwillkürlichen Austritts von Urin unsauber fühlt oder weil sie sich deswegen ihrer Erregung nicht so ohne weiteres und nicht vollends hingeben kann. Wer dort, wo sich die körperliche Liebe abspielt, verletzt worden ist, ist in sexueller Hinsicht genauso wenig voll funktionsfähig wie es jemand beim Laufen ist, der ein gebrochenes Bein hat.
Hier kommt nun ein neuer Beweis dafür, wie wichtig die Intaktheit und die Funktionsfähigkeit des Beckenbodens für das Intimleben ist: Verschwindet die Harninkontinenz, fühlt sich “frau” nach einer Therapie wieder “dicht”, hat sie auch wieder mehr Spaß im Bett. Die Fakten dafür liefert eine fleißige Arbeitsgruppe aus Warschau. (mehr …)
von Martina Lenzen-Schulte | Jun 20, 2019
Im Rahmen einer Recherche für einen Vortrag über Blasenschwäche nach natürlichen Geburten bin ich auf die schon ältere Nachricht gestoßen, Kate Winslet habe in einer Talkshow eingestanden, nach den Geburten ihrer drei Kinder harninkontinent zu sein. Sie werde dafür gefeiert, man müsse sie für dieses Eingeständnis lieben, hieß es in Artikeln zu dieser Meldung. Denn so trauten sich viele Frauen, endlich mal darüber zu reden. Darüber zu reden, dass man inkontinent ist – soll das schon genügen? Sollten Frauen nicht vielmehr auch darüber reden, warum sie inkontinent geworden sind und wie man es vielleicht hätte verhindern können? Als wäre es damit getan, die Inkontinenz einzugestehen. Bei Kate Winslet heißt es gar “Beichte”. Eigentlich sollten Frauen doch anstreben dürfen, gar nicht erst inkontinent zu werden. Wie wäre es, wenn Hebammen “beichten”, dass sie die Inkontinenz einer Frau bei einer natürlichen Geburt nicht verhindert haben, weil der Dammschutz nicht richtig ausgeführt, der Dammschnitt nicht gut gemacht war, der Einsatz der Saugglocke notwendig wurde, weil sie der Frau nicht erklärten, dass sie mit ihrem sehr schweren Kind kaum eine Chance haben würde, nicht inkontinent zu werden und der Frau so die Chance auf eine andere Art der Geburt verwehrt blieb? (mehr …)
von Martina Lenzen-Schulte | Mai 20, 2019
Niemand bestreitet mehr, dass eine Frau nach einer Geburt seltener inkontinent wird, wenn sie statt auf natürliche Weise mit einem Kaiserschnitt geboren hat. Das gilt besonders für Frauen mit Risikofaktoren – etwa wenn sie älter sind oder schwere Babys zur Welt bringen müssen. Aber häufig bestreiten Experten dies mit einem Argument, das die Schwangeren beruhigen soll: Denn erstens schütze der Kaiserschnitt nur vor leichten Beschwerden einer Inkontinenz, also wenn es nur ab und zu mal ein wenig tröpfele. Und zweitens würde sich im Alter der Unterschied sowieso aufheben: Irgendwann seien die Kaiserschnittmütter genauso häufig oder selten inkontinent wie ein vergleichbares Kollektiv von Frauen, das natürlich geboren hat. Das lässt sich nicht mehr behaupten. Vielmehr gilt: Der Kaiserschnitt hat in punkto Stressinkontinenz dauerhaft eine Schutzwirkung für den Beckenboden. Dies zeigt eine neue Studie aus Schweden, die schon jetzt als bahnbrechend bezeichnet werden muss. (mehr …)