Ein Dogma fällt: In England gibt es keine Obergrenze mehr für Kaiserschnitte
Wir nehmen gerade an einem der wichtigsten geburtsmedizinischen Meilensteine teil, der in die Geschichte eingehen wird: England verabschiedet sich von der lange gültigen Vorstellung, nur eine niedrige Kaiserschnittrate sei eine gute Kaiserschnittrate. Ein Land, das wie kein anderes über viele Jahre zum Schaden der Kinder und Mütter die Geburtsphilosophie von den Advokaten einer natürlichen Geburt “um jeden Preis” bestimmen ließ, sieht eine möglichst hohe Zahl natürlicher Geburten ab sofort nicht mehr als erstrebenswertes Ziel an. Mütter sollen fortan nicht befürchten müssen, zu einer natürlichen Geburt überredet oder gar gedrängt zu werden, wenn sie mit zu hohen Risiken für sich und ihr Ungeborenes in den Kreißsaal kommen. Entscheidend soll vielmehr sein, dass das Kind und seine Mutter am Ende des Tages gesund und unversehrt sind – was Leserinnen und Leser dieses Blogs im übrigen schon lange lesen konnten. Wir müssen uns den Februar 2022 als eine Kehrtwende im Kalender markieren. Medizinhistoriker werden künftige Müttergenerationen darüber belehren, welche Kehrtwende hier vorgenommen worden ist. Was ist geschehen?