von Martina Lenzen-Schulte | März 15, 2025
Der vorletzte Blogbeitrag befasste sich damit, dass Personen, die sich im Bereich Geburtshilfe und Beckenbodenerkrankungen gut auskennen, eher den Kaiserschnitt wählen, wenn sie als Ärztin zum Beispiel selbst ein Kind zur Welt bringen. Sie tun das nicht zuletzt aus der Befürchtung heraus, ihre Beckenbodenmuskeln- und Organe könnten schweren Schaden nehmen. Sie sind nicht überängstlich, nicht panisch, wie ihnen oft vorgeworfen wird. Sie haben Recht. Eine ganz aktuelle Studie aus Spanien hat dies erneut bestätigt. Darin wurde untersucht, wie sehr es die Lebensqualität von Frauen noch fünf bis zehn Jahre nach einer ersten vaginalen Geburt oder einer Bauchgeburt beschädigt, wenn sie Beckenbodenverletzungen und -funktionsstörungen in Form von Stuhl- und Urininkontinenz sowie Organsenkungen davongetragen haben. In der Zusammenfassung der Studie werden Prozentzahlen genannt, die Probleme seien unterdiagnostiziert. Man müsse den Frauen mehr helfen, Awareness schaffen – und noch einige kluge Forderungen mehr. Aber was man erst erkennt, wenn man diese Studie im Detail studiert, ist der große Unterschied zwischen vaginaler Geburt und Kaiserschnitt, wenn man den Beckenboden betrachtet. Nicht, dass dies neu wäre, nicht, dass es hier nicht schon oft mit wissenschaftlichen Daten belegt worden wäre, aber es ist doch eine Bestätigung zu sehen, dass sämtliche Analysen in die eine Richtung weisen: Kaum eine Maßnahme stellt eine so wirkungsvolle Prävention gegenüber Beckenbodenschäden dar wie der Kaiserschnitt. (mehr …)
von Martina Lenzen-Schulte | Nov. 13, 2024
Wenn es gilt, eine vaginale Geburt gegen einen Kaiserschnitt abzuwägen – weil das Kind sehr schwer, die Schwangere schon älter ist – dann sollte ein Beckenbodenschaden nicht leichtfertig in Kauf genommen werden, nur weil damit ein OP-Risiko vermieden wird. Denn viele Frauen fürchten sich vor einem Kaiserschnitt, weil es eine Bauchoperation, ein chirurgischer Eingriff ist, den sie vermeiden wollen. Aber das ist nur vermeintlich so. Denn es wird kein OP-Risiko vermieden, wenn ein Beckenbodenschaden wahrscheinlich ist. Es wird vielmehr ein OP-Risiko für andere Operationen in Kauf genommen, zum Teil für mehrere. Vaginale Geburten sind nämlich der Hauptgrund, warum eine Frau eine “Unterleibsoperation” benötigt. Das können Senkungsoperationen – medizinisch Deszensusoperationen – sein. Das können Eingriffe sein, die die Kontinenz für Urin wieder herstellen, es können Operationen mit oder ohne Netz sein, es können Operationen mit Entfernung der Gebärmutter oder ohne sein – es sind jedoch immer Operationen, die exklusiv nur wegen einer früheren vaginalen Geburt notwendig geworden sind. Dies ist das Ergebnis einer schwedischen Studie, die drei große Register ausgewertet hat. Ein weiteres Ergebnis war, dass der Kaiserschnitt offenbar vor solchen Operationen bewahrt. Das Risiko, nach einem Kaiserschnitt diese Art von Eingriff über sich ergehen lassen zu müssen, war verschwindend gering und nicht höher als das einer Frau, die nie schwanger war. Wir müssen künftig umdenken und umformulieren: Die vaginale Geburt bewahrt keineswegs vor einem Operationsrisiko, der Kaiserschnitt bewahrt hingegen zuverlässig vor Beckenbodenschäden. (mehr …)
von Martina Lenzen-Schulte | Sep. 2, 2020
Im letzten Blog ging es darum, dass Pessare zwar von manchen Ärzten vor allem bei Frauen eingesetzt werden, die über Beckenbodenbeschwerden klagen. Dann tragen diese sie so lange, bis keine Symptome mehr vorhanden sind. Aber, auch das war Thema, sie können auch ohne Symptome, allein zur Förderung der „Heilung“ eingesetzt werden, weil man eben inzwischen davon ausgeht, dass der Beckenboden nach einer natürlichen Geburt Unterstützung nötig haben könnte – ob nun Beschwerden da sind oder nicht. Dann sollte “frau” das Pessar tragen, bis die Rückbildung abgeschlossen ist, pauschal nennen Experten hier mindestens 6 Monate. Im Zweifel hilft ein Besuch in der urogynäkologischen Sprechstunde bei der Entscheidungsfindung. Der Spezialist kann die Beckensituation nach dieser Frist individuell beurteilen und entweder verlängern oder entscheiden, dass das Pessar nun nicht mehr notwendig ist. Wissenschaftliche Daten gibt es hierfür indes noch nicht. Allerdings allerlei Interessantes im Internet. Keine Frage, die Pessartherapie erlebt eine Art Renaissance.
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von Martina Lenzen-Schulte | Aug. 19, 2020
Wer hat schon mal von Pessaren gehört? Sehr viele Frauen, alte, sehr alte und mittelalte haben davon gehört, und immer mehr jüngere hören davon, seit sie sie benötigen. Diejenigen, denen Beckenbodenschäden erspart geblieben sind, ahnen ebenso wenig wie die meisten Männer, was sich dahinter verbirgt. Pessare sind heutzutage aus Plastik/Silikon und es ist sehr verwunderlich, in welch unterschiedlichen Formen es sie gibt: Als Würfel, als eingedellte Würfel, als Doppelwürfel, als Ringe, als Ovale, als Schalen, als aufblasbare Ballons, als Stempel, als Donat, mit Fäden und ohne, viereckig, rund, gebogen, durchlöchert oder nicht. Was kann das sein, fragt sich der Unbedarfte, die Teile wären gut für eines dieser Radiorätsel, bei denen kein Mensch darauf kommt, was es sein kann. Allen gemeinsam ist jedenfalls: Man schiebt ein Pessar in die Scheide einer Frau, damit dieses Teil den Beckenboden bei Senkungsbeschwerden stützt, manche sind überdies dazu gedacht, auch bei Urininkontinenz den Verschluss der Harnblase zu unterstützen. Früher waren Pessare ein Altfrauenphänomen: Die Urogynäkologen wussten nicht mehr, mit welcher Operation sie bei einem sehr ausgeleierten Beckenboden im hohen Alter den Frauen noch helfen sollten. Oder man wagte keine umfangreiche, belastende Beckenbodenoperation mehr wegen der OP-Risiken. Aber inzwischen nutzen die jüngeren Frauen immer häufiger Pessare, davon zeugt schon der Markt, ein zuverlässiges Signal, dass da ein Bedarf ist. Und ich kann sie nur bestärken: viele sollten Pessare nutzen, sie können auf ganz unterschiedliche Weise segensreich sein – nicht nur als OP-Ersatz.
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von Martina Lenzen-Schulte | Jan. 31, 2019
Die Botschaft ist nicht neu, nicht für mich und nicht für die, die sich auskennen oder diesen Blog schon länger lesen: Im Vergleich zu einer vaginalen Geburt geht ein Kaiserschnitt mit weniger Harninkontinenz einher und zieht seltener einen Prolaps (ein Absinken der Beckenbodenorgane nach unten) nach sich. Das ist die Hauptbotschaft einer Studie, die unlängst im Journal of the American Medical Association JAMA veröffentlicht worden ist. Die Frauen wurden 5 Jahre nach der Geburt untersucht.
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