Bauchgeburt – ein neues Wort, das Beachtung verdient

In Zukunft möchte ich auch in meinen Blogbeiträgen immer wieder das Wort “Bauchgeburt” mitverwenden. Zum einen gibt mir dies die Gelegenheit, auf die Webseite “Bauchgeburt” – https://bauchgeburt.com/ – aufmerksam zu machen. Hier können sich Schwangere, die einen Kaiserschnitt planen, kundig machen, wie man sich darauf vorbereiten kann. Ja, es gibt auch Vorbereitungskurse für angehende Kaiserschnittmütter. Wie bei der vaginalen Geburt kann man nämlich vieles richtig und auch vieles falsch machen.

Ein weiteres Anliegen ist mir aber, mit diesem Begriff erneut ein weit verbreitetes Problem aufzugreifen: So vielen Müttern, die nicht “natürlich” geboren haben, wird unterschwellig irgendwie abgesprochen, “richtig” geboren zu  haben. Sind das überhaupt “echte” Mütter? Wer das als übertrieben zugespitzte Fragestellung empfindet, der sollte sich mit all den (sprachlichen) Bürden befassen, die dem Kaiserschnitt aufgehalst worden sind. Denn auch unser Sprechen über den Kaiserschnitt trägt im Grunde eine gewisse Mitschuld daran, dass dieser Eingriff mit Altlasten beschwert ist, die eigentlich nur negative Assoziationen und Vorstellungen hervorrufen. So wird verdeckt, was alles Gutes im Kaiserschnitt steckt. Er ist für viele Schwangere und ihr Kind ein Königsweg, eine Rettung vor so viel Argem, was in früheren Zeiten der Menschheit wie eine schwarze Wolke auf allen Geburten hing. Obwohl ich den Begriff “Kaiserschnitt” als würdig und kraftvoll ansehe, obwohl ich der Meinung bin, dass man ihn nicht gegen seine Gegner verteidigen muss, sehe ich doch die Notwendigkeit, den Schwangeren und Müttern Schützenhilfe zu geben, um zu verstehen, dass sie gebären, wenn das Kind durch den Bauch das Licht der Welt erblickt, dass sie keinesfalls Mütter zweiter Klasse sind. (mehr …)

Erfahrener Frauenarzt nennt die Kaiserschnitt-Leitlinie “nicht zeitgemäß”

Der Universitätsprofessor, Frauenarzt und Diplompsychologe Matthias Wenderlein nimmt keine Rücksicht und kein Blatt vor den Mund. Der erfahrene Geburtshelfer war über 35 Jahre hinweg in zwei universitären Kliniken mit je 2400 Geburten im Jahr regelmäßig im Kreißsaal tätig. Er war nie wegen eigener Versäumnisse in juristische Streitverfahren verwickelt, aber als Gutachter von Gerichten bestellt. Das betont er, weil auch die Erfahrungen aus der juristischen Bewertung von Geschehnissen im Kreißsaal den Hintergrund seiner Kritik an der im letzten Jahr – mit großem medialen Pomp – veröffentlichten S3 Leitlinie zum Kaiserschnitt eingehen. Er fragt ausdrücklich: Wie viel Erfahrung hatten denn diejenigen, die diese Leitlinie verfasst haben und – in wie viele Prozesse wegen unglücklicher Ergebnisse für Mutter und Kind sind die Beteiligten verwickelt? 

Dazu muss man wissen: Die S3 Leitlinie Kaiserschnitt soll eine Richtschnur sein für diejenigen, die den Kaiserschnitt anwenden, empfehlen, durchführen, indizieren – will heißen: Wann gibt es medizinische Gründe, einen Kaiserschnitt vorzunehmen, der Frau dazu zu raten? Bei einer Querlage wird das niemand bestreiten, aber schon bei Beckenendlage oder Steißlage scheiden sich die Geister: Kaiserschnittgegner wollen immer noch so tun, als sei hier eine natürliche Geburt gleich sicher, obwohl die wissenschaftliche Evidenz längst anderes sagt. Noch schwieriger wird es bei den so genannten verzögerten, protrahierten Geburten, die im Grunde bei Erstgebärenden die häufigste Ursache eines Kaiserschnittes sind: Hier gibt es Hardliner, die peitschen die Schwangeren aufmunternd bis zur Zange oder zur Saugglocke, koste es den Beckenboden, was es wolle. Oder gar die Memmenmütter (sorry, das ist jetzt Sarkasmus, aber so werden sie genannt), die gar von sich aus einen Kaiserschnitt wollen. Weil sie ein ungutes Gefühl haben, weil sie ein schweres Kind haben, weil sie 38 sind, weil sie 1.55 groß sind, weil ihre Mutter immer einnässte, weil sie eine Freundin haben, die nicht mehr raus geht wegen Stuhlinkontinenz, oder, oder, oder.  Alles gute Gründe zum Beispiel in den Augen der Urogynäkologen, aber nicht für diese Kaiserschnittleitlinie – an der übrigens kein Beckenbodenspezialist / Urogynäkologe beteiligt war. Man ahnt, warum. Gegen die verzerrte Darstellung, gegen Einseitigkeit und Versäumnisse erhebt nun ein erfahrener Frauenarzt die Stimme. Hier sind seine Argumente.

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Keine dickeren Kinder nach Kaiserschnitt

Bereits im November haben wir über eine Entlastung des Kaiserschnittes berichtet. Es ging um Allergien, insbesondere um Asthma und den Fake-Vorwurf, Kaiserschnittkinder wären häufiger davon betroffen, einfach, weil sie mit dem Kaiserschnitt zur Welt kamen. Ein weiterer Vorwurf, der schon immer von klar denkenden Experten angezweifelt wurde, lautet: Der Kaiserschnitt macht dicke Kinder. Schon vor Jahren habe ich die diesbezüglichen Studien zum Beispiel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kritisiert. Aber die Kaiserschnittgegner klammern sich zunehmend an solche Vorwürfe. Man erklärt den Müttern in den Geburtsvorbereitungsgesprächen, dass der Kaiserschnitt erhebliche Nachteile für ihr Kind mit sich brächte, wenn etwa Frauen wegen ihrer Risiken in Zweifel ziehen, ob eine natürliche Geburt das Richtige für sie ist. Da niedrige Kaiserschnittraten als gut gelten, versuchen viele Kliniken, Frauen nicht nur bezüglich der Risiken zu beschwichtigen. Sie versuchen auch, ihnen vor dem Kaiserschnitt Angst zu machen – über das Kindeswohl. Jede Schwangere knickt ein, wenn sie denkt, das schade ihrem Kind. Da die Risiken für die Mütter in punkto Beckenboden oft nicht mehr weg zu diskutieren sind, bringt man ein anderes Geschütz in Stellung: Sie werden doch nicht wegen ein wenig Tröpfeln nach der Geburt ihrem Kind langfristig schaden wollen? In Kauf nehmen, dass es an Asthma leidet oder viel zu dick wird. Lassen wir eine neue Studie sprechen, die wieder ein oft genutztes Argument der Kaiserschnittgegner ad absurdum führt. (mehr …)