von Martina Lenzen-Schulte | Aug 12, 2016
Das Internet ist voll von Seiten, die die Vorteile einer Wassergeburt anpreisen. Auf der ARDO Homepage* liest sich das etwa in einem Beitrag vom 2015-02-24 10:43 so:
“Wassergeburt Die sanfte Entbindungsform im Wasser”
Kliniken werben damit, wenn sie Wassergeburten anbieten und wollen diese Vorteile auch belegen. So zeige zum Beispiel eine Studie der Klinik in Bensberg, dass es unter Wasser weniger Dammrisse gebe. Wörtlich steht da auf bei ARDO: “Ein weiterer Vorteil der Wassergeburt ist, dass ein potentieller Dammriss meist nur oberflächlich und klein ist und oft nicht einmal genäht werden muss, da die Muskulatur entspannter und das Gewebe elastischer und weicher ist. Spätestens am 5. Tag ist er wieder verheilt.”
Ist das so? Mitnichten. Eine Studie aus Liverpool, 2016 veröffentlicht im Rahmen eines internationalen Urogynäkologiekongresses, lässt sogar vermuten, dass das Gegenteil der Fall ist: Bei Wassergeburten steigt offenbar das Risiko für schwerwiegende Verletzungen am Schließmuskel des Darms. (mehr …)
von Martina Lenzen-Schulte | Jul 13, 2016
In dem Blog http://cesareandebate.blogspot.de/ meiner Kollegin Pauline Hull in England habe ich erstmals diesen Satz gelesen: “Birth is natural – such is earthquake” (Eine Geburt ist etwas Natürliches – ein Erdbeben auch). Es gibt eine deutsche Entsprechung: “Zu keiner Zeit ist das menschliche Leben aber so vielen Gefahren ausgesetzt, als zu der Zeit, wo ein neues Geschöpf sein Daseyn erhalten soll”. Es stammt von dem Hebammenlehrer Karl Friedrich Senff aus Halle von 1812. Wir haben uns einfach daran gewöhnt, die natürliche Geburt als das Gegebene anzusehen und ihre Risiken auszublenden. Niemand benötigt eine Rechtfertigung dafür, sie zu empfehlen, sie ist immer unhinterfragt die erste Wahl. Dass man über die Risiken des Gebärens nicht ebenso umfassend aufklären muss wie über die einer Operation oder eines anderen medizinischen Eingriffs, spielte lange Zeit den Gegnern des Kaiserschnitts in die Hände. Damit soll jetzt Schluss sein, zumindest in England, heißt es in einem Artikel der Journalistin Clare Wilson in der Zeitschrift “New Scientist”: Künftig sollen Frauen über die Gefahren einer natürlichen Geburt umfassend belehrt werden müssen. (mehr …)
von Martina Lenzen-Schulte | Nov 14, 2015
Nur eine Minderzahl von Hebammen und Ärzten ist in der Lage, den Dammschnitt (Episiotomie) im richtigen Winkel vorzunehmen. Diesen Schluss muss man leider ziehen, liest man die jetzt in einem Fachjournal für Uro-Gynäkologie (International Urogynecology Journal) veröffentlichten Ergebnisse einer britischen Studie: Lediglich 15 % der Studienteilnehmer schafften es, den Schnitt durch den Beckenboden an einem Modell innerhalb des vorgegebenen Winkels von 58 bis 62 Grad links oder rechts von der Mittellinie zu führen. Das ist der Bereich, der für einen Dammschnitt als am sichersten gilt. Das sind bemerkenswert viele Versager bei einer Prozedur, die zu den häufigsten chirurgischen Maßnahmen in der Geburtshilfe zählt. (mehr …)
von Martina Lenzen-Schulte | Aug 26, 2015
Schwangere, deren Kind in Beckenendlage liegt, möchte ich auf eine neue Studie aus den Niederlanden hinweisen. Sie zeigt, dass der Kaiserschnitt der sicherste Weg für ihr Kind ist. Prof. Dr. Wolfgang Henrich, Direktor der Klinik für Geburtshilfe an der Charité in Berlin, kommentiert die neuen Erkenntnisse im Ärzte-Online-Portal medscape.de so: “Diese Studie wird Wellen schlagen.”
Warum? Von 30.503 Babys in Beckenendlage, die mittels Sectio auf die Welt geholt wurden, starb kein einziges. In der Vergleichsgruppe von 27.817 Kindern, die auf natürlichem Wege zur Welt kamen oder bei denen zunächst der Versuch unternommen wurde, sie natürlich zu gebären, dies aber nicht glückte, starben 46. Die Details der Studie kann jeder in den angegebenen Quellen nachlesen. (mehr …)
von Martina Lenzen-Schulte | Aug 10, 2015
Eine vor kurzem von Frauenärzten aus China im American Journal of Obstetrics & Gynecology veröffentlichte Studie gibt erstaunlich eindeutig Auskunft über den Vergleich zwischen Wunschkaiserschnitt und natürlicher Geburt: Der geplante Eingriff ist für das Kind einfach sicherer.
Im einzelnen sehen die Vorteile für die neugeborenen Kinder so aus: Sie müssen signifikant weniger Geburtsverletzungen befürchten, deutlich weniger neonatale Infektionen am Anfang der Neugeborenenphase, ebenfalls statistisch signifikant weniger Gehirnschäden aufgrund von Sauerstoffmangel unter der Geburt (ischämische Asphyxie) und schließlich kommt das Einatmen von Kindspech oder kindlichem Stuhl mit all den Gefahren für die Lunge und die Gesundheit des Babys (Mekonium-Aspirations-Syndrom)auch deutlich seltener vor.
Zwar gibt es bei den Kaiserschnittgeburten häufiger Atemprobleme bei den Kindern, aber nur dann, wenn sie zu früh geholt werden (was leider ein Teil der Eltern wünschen, um einen bevorzugten “Geburtstag” festlegen zu können). Für diejenigen unter den Kaiserschnittkindern, die in der 39. und 40. Schwangerschaftswoche geboren wurden, glichen sich diese Unterschiede wieder aus. Das bestätigen auch Studien aus Europa. (mehr …)